Chile: Unternehmer und Politik

Titel:
Die politische Rolle von Unternehmerverbänden im Cono Sur – eine vergleichende Untersuchung

Kurzbeschreibung:
Die lateinamerikanischen Unternehmer und ihre Interessenorganisationen haben in der sozialwissenschaftlichen Forschung lange Zeit nur geringe Beachtung gefunden. Die Prioritäten wissenschaftlicher Analyse richteten sich auf Akteure wie die politischen Parteien, die Gewerkschaften oder die Streitkräfte. Ein Grund für die geringe Aufmerksamkeit, die den Unternehmern in der Forschung entgegen gebracht wurde, mag damit zu tun haben, dass „die Unternehmer“ sich einer quantitativen und qualitativen Konturierung weitgehend entziehen und für empirische Studien ein schwieriges Objekt darstellen. Ihr politisches Verhalten spielt sich häufig hinter verschlossenen Türen ab und ist der öffentlichen Kontrolle weitgehend entzogen. Die Rekonstruktion ihrer Interessen und ihrer Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungsprozesse ist aufwendig. Gleichwohl ist unbestritten, dass die Unternehmer und ihre Verbände zu den zentralen Machtfaktoren der Gesellschaften Lateinamerikas zählen und ihnen angesichts des engen Beziehungsgeflechts zwischen wirtschaftlicher und politischer Macht ein großer politischer Einfluss zukommt und ihnen sogar beträchtliche Macht zugeschrieben wird. Erst in den 1980er Jahren sind die Unternehmer und ihre Verbände auf Grund einer Reihe von Faktoren als zentrale gesellschaftspolitische Akteure verstärkt ins Blickfeld geraten. Dabei ist rasch deutlich geworden, dass sie neben ihrem ureigenen Betätigungsfeld der Wirtschaft immer auch politische Akteure waren, welche die sich aus ihrer exponierten Position in der Wirtschaft oder ihrem „sozialen Kapital“ ergebende Machtposition immer auch zur Interessendurchsetzung in der Politik nutzten. Im Forschungsprojekt werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Unternehmer und der sie vertretenden Interessengruppen in Argentinien, Chile und Uruguay heraus gearbeitet. In einer historisch-vergleichenden Längsschnittanalyse werden jeweils die sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingungen, die sozialstrukturellen Merkmale und Organisationsstrukturen der Privatwirtschaft sowie das konkrete politische Verhalten der Unternehmerverbände und einzelner herausragender Unternehmerpersönlichkeiten untersucht. Methodologisch beruht das Forschungsprojekt auf qualitativer Datenauswertung von Verbandsmaterialien und öffentlichen Stellungnahmen der Wirtschaft sowie auf einer Fülle von Leitfadeninterviews mit Verbandsvertretern und sonstigen Experten vor Ort.

Laufzeit:
1991-1994

Art des Projekts / Förderung:
Forschungsprojekt / DFG

Projektbezogene Publikationen:
Unternehmer und Politik in Chile. Eine Studie zum politischen Verhalten der Unternehmer und ihrer Verbände, Frankfurt/M. 1995 (Studie von Peter Imbusch).
Argentinien – Unternehmer, Staat und Demokratie, Frankfurt/M. 1995 (Studie von Peter Birle).
Uruguay – Unternehmer zwischen Diktatur und Demokratie, Frankfurt/M., 1997 (Studie von Christoph Wagner).
Marktkonstitution und die Erzeugung dynamischer Unternehmer als gewaltsames politisches Zwangsprojekt: Chile, in: Roland Czada / Susanne Lütz (Hrsg.), Die politische Konstitution von Märkten, Opladen 2000, S. 126-146.
Chile – Die politische Konstitution von Märkten und die Dynamisierung unternehmerischen Handelns als Zwangsprojekt, in: Peripherie, Num. 73/74, 1999, S. 29-52.
Unternehmer und Politik im Cono Sur – Eine vergleichende Analyse, in: Lateinamerika Jahrbuch 1997, Frankfurt/M. 1997, S. 58-85 (zusammen mit Peter Birle und Christoph Wagner).
Unternehmer und Politik. Eine theoretische Annäherung an die politische Rolle der Unternehmer und ihrer Verbände mit Blick auf Lateinamerika, Dokumente und Materialien des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Mainz, Mainz 1992, 63 S. (zusammen mit Peter Birle und Christoph Wagner).