Schulgewalt

Titel:
Gewaltdynamiken an Schulen – Entwicklung und Perspektiven eines internationalen Vergleichs


Kurzbeschreibung:
Das Themenfeld Gewalt und Schule gehörte lange Zeit zu den unterbelichteten Forschungsfragen in den Sozialwissenschaften. Häufig wurde es unter dem Oberbegriff Jugendgewalt abgehandelt. Inzwischen liegt eine Fülle von Studien vor, die zumeist die Häufigkeiten und Erscheinungsformen schulischer Gewalt beschreibt und im Sinne einer Ursachenanalyse nach begünstigenden oder behindernden Faktoren sucht (samt nachfolgenden Vorschlägen für Präventionsmaßnahmen). Aus diesen Studien ist klar hervorgegangen, dass Schule nicht nur ein Austragungsort von Gewalt ist, sondern Schule auch eine Gewalt fördernde Lebenswelt darstellt. Auch wenn die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nicht gewalttätig ist, so setzen doch in der Regel 10-15% (Geschlechts-, Alters- und ethnische Differenzierungen vernachlässigend) Gewalt als Mittel zur Zielerreichung oder Kompensation ein. Körperliche Verletzungen und psychische Schädigungen, verbale Attacken und alle möglichen Formen des Bullying sind unter Schülerinnen und Schülern geläufig. Im Mittelpunkt des Projekts stehen Desiderata der international vergleichenden Erforschung der Thematik Gewalt und Schule. Fragen danach, warum in manchen Ländern und Regionen die Gewalt an Schulen generell stärker oder schwächer ausgeprägt ist als in anderen, welche Zusammenhänge es zwischen der sozialen Ungleichheit in einer Gesellschaft und der Gewalt an Schulen gibt, und wie Veränderungen in der Gesellschaft und gesellschaftliche Umbruchprozesse sich auf das Bildungssystem – und hier ganz konkret auf die Schule bzw. den Schulalltag – auswirken, sind bislang weder inhaltlich noch methodologisch befriedigend gelöst worden. Zur Rolle gesellschaftlicher Faktoren, wie z.B. unterschiedliche soziale Kontexte, das Ausmaß sozialer Ungleichheit, das gesellschaftlich etablierte Gewaltniveau wie auch die Verfügbarkeit von Schusswaffen, ist bisher in vergleichender Perspektive wenig Gehaltvolles bekannt. Ziel des Projekts ist der Aufbau einer internationalen Kooperation mit Wissenschaftlern aus Argentinien. Es geht dabei um die Auslotung der Möglichkeiten und Eruierung der Sinnhaftigkeit eines international vergleichenden Forschungsprojekts zu Gewaltdynamiken an Schulen. Dabei sollen zunächst die Hintergründe und Prozesse, die zur Gewalt führen, sodann auch die zugrunde liegenden Konflikte und schließlich die Verarbeitungsmöglichkeiten unterschiedlicher Formen von Gewalt durch die betroffenen Schüler (aber auch der Schulen) in den Blick genommen werden. Es wird dabei davon ausgegangen, dass gesamtgesellschaftliche Umbruchprozesse und ihre Auswirkungen im Bildungssystem sowie spezifische gesellschaftliche Faktoren wichtige Aspekte zur Erklärung von Gewalt und Konflikten an Schulen darstellen. Das Projekt ist eingebettet in die kooperativen Aktivitäten des „International Center for Violence Research“, deren erklärtes Ziel die Verbesserung der Gewaltforschung an Universitäten des Globalen Südens ist. Das konkrete Ziel der Fördermaßnahme kann erstens in einer grundlegenden interkulturellen und interdisziplinären Verständigung über die Problematik des Vergleichs von Schulgewalt gesehen werden, zweitens in der Entwicklung eines heuristischen Modells, das es fortan erleichtern soll, solche kulturvergleichenden Perspektiven leichter in Anschlag zu bringen; drittens dient der hier angestrebte Aufbau einer wissenschaftlichen Kooperation auch der Vorbereitung eines komparativen Forschungsprojekts zur Dynamik von Schulgewalt. Es wird erwartet, dass sich durch die Projektförderung diese Ziele gründlich umsetzen und systematisch erreichen lassen.


Laufzeit:
2013-2014


Art des Projekts / Förderung:
Kooperationsprojekt mit der Universidad Nacional del Centro de la Provincia de Buenos Aires / DFG-Conicet


Projektbezogene Publikationen:
Abschlussbericht zum Kooperationsprojekt „Gewaltdynamiken an Schulen – Entwicklung und Perspektiven eines internationalen Vergleichs“ für die DFG/CONICET, Wuppertal 2015.